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Eine Kur für unsere Orgel

Nachricht 02. September 2021

Mehr Tiefe, mehr Dynamik, weniger schrille Töne

Es ist so oder so ein außergewöhnliches Projekt für eine Gemeinde: Finanziell, handwerklich und zeitlich. Wir haben dafür gesammelt und Dank der großzügigen Spenden von Ihnen jetzt geht es los: Die Orgel der Matthäuskirche wird saniert. Geduldig erläutert Orgelbauer Martin Hillebrand, Geschäftsführer der „Gebrüder Hillebrand GmbH Orgelbau KG“, warum eine Restaurierung der Orgel in Matthäus notwendig geworden ist. Ich verstehe zwar nur die Hälfte, aber Ursel Rose, unsere Organistin nickt verständnisvoll und gibt einige sinnvoll klingende Kommentare ab, so dass bei mir das aufregende Gefühl aufkommt, dass hier etwas ganz Großes geschieht und dass unsere Orgel bald wieder wie neu und damit tiefer, voller und schöner klingen wird. "Das „Scharf“ muss dran glauben", war z.B. so eine komplett unverständliche Aussage für mich. Jetzt weiß ich: Das "Scharf" produziert sehr hohe Töne und die haben der Organistin oft sehr schrill im Ohr geklungen. Nun also verschwindet es, aber dafür werden Grundtöne voller, Manual und Pedal werden einander angeglichen. Man wird die Orgel leiser und sanfter spielen können, so dass der Gemeindegesang auch bei wenigen Gottesdienstbesuchern zu hören sein wird. „An Weihnachten, wenn die Kirche voll ist“, so Hillebrand, „können Sie ruhig aus dem Vollen schöpfen und alle Register ziehen. Aber wenn mal nur 20 Leute in der Kirche sind, müssen Sie auch in der Lage sein, einen Klangteppich unter die Melodie zu setzen, der nicht alles übertönt.“ Dann zeigt uns Hillebrand noch, warum es in den letzten Wochen oftmals einen etwas unangenehmen Pfeifton gab. Die Lederverkleidung des Orgelbalgs ist defekt, so dass die Luft nicht darin gehalten werden kann, sondern seufzend entweicht.

Unter der Leitung seines Sohnes Nikolas Hillebrand – die vierte Orgelbaugeneration – wird anschließend die gesamte Orgel auseinandergenommen, die Orgelpfeifen werden sorgfältig für den Transport in die Orgelbauwerkstatt in Hannover verpackt oder zur Aufbewahrung in der Kirche aufgestellt. Ich verstehe nichts von Orgelbau, aber ich sehe auf den ersten Blick, dass hier handwerkliche Meisterschaft, künstlerische Kompetenz und größte Sorgfalt erforderlich sind, um diese Orgel ab- und später wieder aufzubauen. Wann das sein wird, kann noch nicht gesagt werden. An Weihnachten, so der etwas vage Ausblick, könnte Ursel Rose das „O du Fröhliche“ vielleicht wieder an der Orgel anstimmen.

Friedemann Neuhaus

Video Brigitte Neuhaus